Bericht von der "Zukunft-Personal" in Köln
Wer Maschinen baut, geht auf eine Maschinenbau-Messe, wer mit Computern arbeitet, geht auf die CEBIT - und wer als Coach mit Menschen arbeitet, kann auf die "Zukunft Personal" gehen, Europas größter Messe für Personalwesen in Köln.
Für meinen Besuch hatte ich mir in diesem Jahr den Mittwoch ausgesucht. An diesem Tag streikte die Bahn und fast alle Züge nach Köln fielen aus. Ich war schon da, also glücklich. Und noch glücklicher als ich sah, dass der Streik mir einen sehr exklusiven Messe-Besuch erlaubte. Es war kaum jemand da. Wunderbar: So war Zeit, mit Ausstellern auch einmal länger ins Gespräch zu kommen. Sonst ist die Kommunikation eher darauf beschränkt, dass man tonnenweise Broschüren und Kugelschreiber überreicht bekommt - und noch schlimmer: Im Gegenzug seine Visitenkarte weggeben muss, um sich dann monatelang von Newslettern abzumelden
All das war an diesem Mittwoch in Köln nicht! Teilweise war die Stimmung wie in einer Kirche, andächtig und abwartend, mir hat das gefallen.
Meine fleißigen Blog-Leser sind es gewohnt, dass ich auf diesen Messen bemüht bin, den aktuellen Trend in der Personal-Branche zu erspüren.
Dieses Jahr: Schwer zu sagen. Alles etwas uninspiriert, die Themen "work-life" und "burn-out" sind definitiv durch.
Von vier Hallen waren alleine zwei Hallen belegt durch Software-Unternehmen. Große Stände, Geld für Hostessen und glänzende Flyer, aber Inhalt? Im Prinzip schwebt über dieser Branche das Versprechen: "Wir finden für Sie den passenden Mitarbeiter, den liefern wir bei Ihnen ab, bereits gescreent und gebrandet. Sie werden bis zur Rente glücklich mit ihm sein, denn wir haben ihn auf Wasserdichtigkeit geprüft."
Wie gesagt: In zwei von vier Hallen regieren die monsters, Xings und Stepstones, nicht gerade glücklich in den Gesichtern, im Tanz um ihr goldenes Produkt.
Dann noch eine Halle Zeitarbeit - und schon landet man in der lebendigsten Halle mit den Trainern und allen möglichen Coaching-Versprechen.
Und was ist hier der Trend? Viele Stände aus dem letzten Jahr sind verschwunden. Damals gab es etliche Anbieter rund um Team-Events mit Trommeln und Schauspielern, Hochseilgärten und Floßbauern.
Die sind fast alle weg, zwei drei Anbieter halten noch durch.
"Familienfreundliches Unternehmen" und "benefit" sind die Schlagwörter 2014. Für die lieben Mitarbeiter werden Pakete geschnürt: "Wir waschen ihre Wäsche, wir besorgen den Babysitter, kümmern uns um ihre pflegebedürftigen Eltern und schicken den Personal-Trainer bei Ihnen vorbei". Ziel ist es, gute Mitarbeiter zu halten. Zu diesem "Benefit-Thema" gab es gleich eine Handvoll Anbieter. Die ganzen Ideen um das Thema "Wir sorgen dafür, dass Ihre Familie uns in der Arbeit mit Ihnen nicht stört" wurden an diesem Tag jedoch etwas von Apple und Google überstrahlt, die gerade an diesem Mittwoch verkündeten, dass das Einfrieren von Eizellen auf Betriebskosten eine noch bessere Idee sein könnte: Erst Karriere und dann holen Sie die Familie aus dem Eisfach...
Coaching auf Pferden scheint auch angesagt, ebenso provozierende Seminar-Schauspieler. Naja.
Insgesamt spürt die Branche einen kühlen Hauch von wirtschaftlichem Abschwung. Und Personalentwicklung steht in diesem Wind wie immer an vorderster Front. Man könnte mit innovativen Ideen rund um Personal aufwarten, in Köln blieb aber eher der uninspirierte Eindruck zurück.
Dennoch: Es gab Zeit für wunderbare Begegnungen, bald schon mehr dazu an dieser Stelle.
Und wer Inspiration sucht, geht in Köln einfach in die wunderbare Pop-Art-Ausstellung im Museum Ludwig. Die hat auch noch bis Januar ihre Tore geöffnet...